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 In der Zeitung

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Cho-chan
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Charakter der RPG-Figur
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BeitragThema: In der Zeitung   In der Zeitung EmptyMi Nov 10, 2010 5:52 am

In der Zeitung

An diesem Abend schlug Mike einmal mehr die Zeitung auf.
Gespannt und ein wenig unruhig.
In letzter Zeit tat er es jeden Tag, wenn er von der Arbeit nach Hause kam, es war zu seinem Ritual geworden.
Schließlich musste er am Laufenden sein, selbst wenn das Vorgefundene nicht immer Anlass zum Jubeln gab.
Oder sogar eine Enttäuschung war.

Aber diese Ausgabe konnte sich mit den prangenden schwarzen Lettern der Seite-Eins-Überschrift seines besonderen Wohlgefallens sicher sein.
Und seines Stolzes.

ENTFÜHRT, stand dort.
Weiter auf Seite drei.

In der Zeitung stand, dass ein Mädchen vermisst wurde. Jung. Neunzehn. Studentin.
Oh nein, Schatz, es ist doch schrecklich, dass solche Verbrechen immer wieder passieren. Wir leben in einer so verdammt unsicheren Zeit, findest du nicht auch?
Die Gesellschaft verroht.
Man musst echt aufpassen, mit wem man sich abgibt, und selbst, wenn man noch so vorsichtig ist, hat man nie die Gewissheit, die Person in Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und seiner vollen körperlichen Ausstattung zu erreichen. Keine Demenz und keine fehlenden Extremitäten.

In der Zeitung stand, ihre Eltern würden sich schreckliche Sorgen um sie machen.
Natürlich müssen sie das sagen. Eltern machen sich immer Sorgen. Eltern machen sich sogar noch Sorgen, wenn sie wissen, dass sie selbst die Verursacher der blauroten Striemen am Rücken ihres Kindes sind. Schließlich hatte es doch seinen Brei nicht aufessen wollen. Strafe war eine akzeptierte Konsequenz.
Schatz, ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass wir uns da auf eine offenere, liberalere und liebevollere Erziehung haben einigen können.
Fehlt noch ein Kind, aber das kommt, wenn das Schicksal so will.
Und wenn wir es klug anstellen.

In der Zeitung stand, das Mädchen wurde zuletzt in einem Kino in der Innenstadt gesehen.
Das wäre doch eine ausgezeichnete Idee, mein Schatz, oder? Wir könnten zusammen ins Kino gehen, es gibt eine Unmenge an Filmen, die ich mir unbedingt ansehen möchte, und ich bin sicher, da sind auch ein paar cineastische Leckerbissen für dich dabei.
Aber zuvor solltest du dich natürlich ausschlafen, da hast du vollkommen Recht.
Du siehst ja richtig gehend bleich um die Nasenspitze aus.

Mikes Mundwinkel zuckten dabei fröhlich nach oben und er nahm einen weiteren Schluck von seinem Kaffee, der ausgekühlt recht schal schmeckte.

In der Zeitung stand, die Ermittler würden inzwischen auch davon ausgehen, dass wenn nicht gar Drogen, so zumindest eine ansehnliche Mengean Alkohol im Spiel gewesen sein mussten.
Oh Schatz, ist die Welt wirklich schon so verkommen? So von Würmern zerfressen wie ein vom Baum gefallener, reifer Apfel, der seit Tagen im Gras liegt?
Gibt es denn wirklich niemanden mehr, der einfach Spaß haben kann, ohne dass er dazu irgendwelche Hilfsmittel braucht?
Spaßpillen durfte doch nur der Doktor verschreiben.

In der Zeitung stand, sie habe sich möglicherweise nicht nur selbst verschiedenster Arten Drogen bedient, es bestünde darüber hinaus der Verdacht, sie hätte im kleinen Rahmen damit gedealt.
Typisch verwöhnte, reiche College-Girls, Schatz, ich sage es dir immer wieder. Nur weil sie hübsch und jung und sexy sind, glauben sie, sich alles erlauben zu können. Ein Nein ist nie ein wirkliches Nein, höchstens vielleicht, wenn sie es zu einem schlecht verdienenden Taxifahrer sagten, dersich nicht einmal den Eintritt in eine ihrer Discos leisten konnte, geschweigedenn den passenden Anzug dafür?
Was für ein Glück, Schatz, dass du auf so banale Äußerlichkeiten keinen Wert legst. Du weißt genau, was du an mir hast, nicht wahr?

In der Zeitung stand, die Eltern flehten den Entführer an, ihnen ihre Tochter zurück zu bringen, sie wären bereit, jeden Preis dafür zubezahlen.
Schatz, ist es nicht erstaunlich, fragte Mike mit einem schiefen Lächeln von dem Papier vor sich aufschauend, wie weit die Medien heute schon gehen? Dass sie solche Angebote, die nichts als die tiefste Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit von Mama und Papa offenbaren, ohne großes Zögern und ohne von der Polizei daran gehindert zu werden?
Konnte das dem Opfer der Entführung denn nicht schaden.
Was meinst du, Schatz, was würden deine Eltern tun? Dein Vater hat eine Menge Geld, das weiß jeder hier in der Stadt. Aber wäre er bereit, für dich zu bezahlen, wenn du in Schwierigkeiten wärst?
Könnte dein Vater denn glaubwürdig flehen?

In der Zeitung stand, das Mädchen sei nun seit zwei Wochen verschwunden.
Wahnsinn, Schatz, findest du nicht auch, dass die Zeit irrsinnig schnell vergeht? Zwei Wochen. Was ist das schon, in einem Leben dasso viele Jahre dauert. Entschuldige, ich korrigiere mich, dauern kann, denn im Prinzip kann es mit jeder Stunde zu Ende sein.
Mit jeder Minute.
In jeder Sekunde.
Ein Auto verräumt dich von der Straße und deine Seele ist auf dem Weg zu den Engeln.
Der Krebs hat den Kampf gegen deine Zellen gewonnen und führt nun einen faschistischen Feldzug, bis er dein Herz geschwärzt hat, deinen von Geschwüren übersäten Körper der Ewigkeit verantwortet.
Oder bis ein Wahnsinniger dich in die Finger kriegt und es völlig in seiner Macht liegt, wie lange du die Luft auf diesem Planeten noch atmen darfst.

In der Zeitung stand, ihre Mutter habe den verraten, dass ihre geliebte Tochter sehr oft wechselnde Männerbekanntschaften hätte. Nichtsnutze, allesamt, im Wortzitat.
Eine Mutter konnte natürlich schwache Momente haben, aber durfte sie so etwas Abscheuliches tun?
Ist es nicht erschütternd, wie wenig Rücksicht diese verfluchten Aasgeier von der Presse auf die Gefühle anderer nehmen, schimpfte Mike leise vor sich hin.
Glauben sie vielleicht, dass es irgendetwas ändern würde, dass dem Mädchen noch in irgendeiner Weise zu helfen war, wenn sie kleine, schmutzige Geheimnisse ans Tageslicht zerrten?
Diesem Miststück.

Mike glaubte jedes Wort, dass über die Vermisste berichtet wurde. Medien mochten lügen, aber nicht immer, und diesmal schenkte er ihnen Glauben, weil es sich einfach so perfekt in sein Menschenbild einfügte.

In der Zeitung stand…
Nein, Mike war der Meinung, dass er sich für diesen Abend genug mit der Öffentlichkeit – mit der Außenwelt – beschäftigt hätte.
Es würde eine schlimme Nacht werden, unerträgliche Schwüle kratzte den Menschen die letzte Hautschicht von den Nervenenden. Um sie besser quälen zu können, mit kleinen feuchten Nadeln.
Trotzdem würde er das Fenster offen lassen,
Schatz, ich weiß, du hörst das nicht gerne. Aber ein bisschen etwas solltest du schon für deine Hygiene tun.
Er stand auf und stellte die leere Tasse in die Spüle. Die Zeitung faltete er pedantisch zusammen und legte sie auf den Stapel mit den anderen.

Arme, arme kleine Caroline, sagte Mike mit dem tiefgründigen Blick eines ernsthaften, wohlmeinenden Liebhabers. Dann löschte er das Licht in der Wohnküche, schlenderte beschwingt hinüber zur Couch und legte sich neben das Mädchen, das schon seit langem mit glasigen Augen und unbeirrbarer Ernsthaftigkeit die feinen Risse im Verputz an der Decke studierte.

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Die Geschichte habe ich aus dem Internet.
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